Erneute Protestaktion vor dem Brandenburger Tor
Zahnmedizinische und medizinische Fachangestellte sind erneut in Berlin auf die Straße gegangen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Wie schon im vergangenen Jahr war die Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Berlin vor Ort und zeigte sich einmal mehr solidarisch mit den Anliegen der zahnmedizinischen Fachangestellten.
10. Februar 2023
Beruf & Politik
Text: VH
Nach der letzten großen Protestaktion am 7. September 2022 hatte der Verband medizinischer Fachberufe e.V. (vmf) erneut zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) und medizinische Fachangestellte (MFA) dazu aufgerufen, an der Protestaktion in Berlin teilzunehmen. Nach wie vor fordert der Verband von der Politik die Anerkennung und Wertschätzung der Leistungen, die vom Fachpersonal in der Patientenversorgung erbracht worden, eine angemessene Bezahlung angesichts steigender Energiekosten und hoher Inflationsrate sowie eine gesicherte Finanzierung der ambulanten (zahn-)ärztlichen Regelversorgung. Verbandspräsidenten Hannelore König wies energisch daraufhin, dass zunehmend wichtige Säulen des ambulanten Gesundheitswesens wegbrechen, da immer mehr zahnmedizinisches und medizinisches Fachpersonal fehle. ZFAe und MFAe sind mittlerweile Mangelware, warnte König. Für die verbleibenden MFAen bedeutet dies eine deutliche Mehrbelastung, die nicht mehr kompensiert werden kann. Dies trifft – wie in der Covid-19-Pandemie – besonders die Praxisteams in der hausärztlichen Versorgung und in der Kinder- und Jugendheilkunde. Grundsätzlich verlassen aber in allen Fachrichtungen immer mehr MFAe ihren Beruf aufgrund einer hohen Stressbelastung. Beschäftigten sich vor fünf Jahren noch ca. 22 Prozent der MFAen mindestens einige Male im Monat mit dem Gedanken, den Beruf zu verlassen, so waren es in einer vmf-Online-Umfrage von 2022 mit rund 46 Prozent schon doppelt so viele.
Ausstiegsgedanken bei zahnmedizinischem
Praxispersonal ebenfalls vorhanden
Ähnlich dramatisch sehen die Ausstiegsgedanken bei ZFAen aus ihrem Beruf aus: Seit 2019 denkt jede dritte ZFA mindestens einige Male im Monat darüber nach, so die Umfrage. Hinzu kommt, dass der Arbeitsmarkt auch hier faktisch leergefegt ist und freie Stellen somit nicht nachbesetzt werden können. Die Auswirkungen auf die zahnärztliche Versorgung und die Mundgesundheit werden von den Verantwortlichen in der Politik nicht gesehen, klagen die zahnärztlichen Körperschaften.
Um die Forderungen des Fachpersonals ebenfalls zu unterstützen, war Dr. Jana Lo Scalzo, stv. Vorstandsvorsitzende der KZV Berlin und zuständig für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit, vor Ort. „Als stv. Vorstandsvorsitzende der KZV Berlin und niedergelassene Zahnärztin stehe ich für gute Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung. Um auch weiterhin eine qualitativhohe und flächendeckende Versorgung zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten sicherzustellen, müssen sowohl in der zahnmedizinischen als auch in der medizinischen ambulanten Versorgung die Rahmenbedingungen stimmen“, betonte Lo Scalzo und forderte die Politik auf, die Budgetierung abzuschaffen, die Bürokratie zu reduzieren und die Praxen als wichtigen Pfeiler der (zahn-)medizinischen Versorgung endlich anzuerkennen.
Fachpersonal leistet täglich
entscheidenden Beitrag
Bundeszahnärztekammer und Zahnärztekammer Berlin waren ebenfalls als Redner vor Ort. Sie stellten klar, dass die ZFAen täglich einen entscheidenden Beitrag für die Versorgung der Patienten leisten. Sie arbeiten hart dafür, dass die Zahnarztpraxen Spitzenreiter in Sachen Prophylaxe, Prävention und Gesundheitsförderung sind. Diese Leistung müsse seitens der Politik endlich entsprechend wertgeschätzt werden.
KZBV sieht Patientenversorgung in Gefahr
Zahnarztpraxen kämpfen nicht nur mit steigenden Energiekosten und einer hohen Inflationsrate, aktuell sind sie zusätzlich von den Auswirkungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (GKV-FinStG) gebeutelt. Infolge des GKV-FinstG ist sowohl der notwendige Honorarzuwachs beschnitten als auch die strikte Budgetierung wiedereingeführt. Ihren Mitarbeitern angemessene Gehälter zu zahlen, wird durch diese Einschnitte weiter erschwert. „Wenn die Bundesregierung nicht handelt, befürchten wir, dass zusammen mit dem allgemeinen Fachkräftemangel, der auch im niedergelassenen ärztlichen und zahnärztlichen Bereich zu spüren ist, erhebliche Gefahren für die Patientenversorgung entstehen“, sagte Dr. Wolfgang Eßer, KZBV-Vorstandsvorsitzender.
Weitere Unterstützung bei der Protestaktion vor dem Brandenburger Tor am vergangenen Mittwoch gab es u. a. von der Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin und vom Bundesverband zahnmedizinischer Fachkräfte in der Prävention.